Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 168

Band 4 - IX. Von der Wärme und Kälte - Heffte

200797
200799
4
0
1 Nr. 30VIII E 6, 1r
2 1r§. 470.
3 Pyrometer.213
4 Ein Fehler vieler ist, daß sich die Maschine selbst ausdehnt.214
5 Wie sich Smeaton geholfen hat. Er nahm einen Stab von recht
6 gradadrigten Tannenholtz oder cedern Holz,215 wohl gefirnißt
7 und oben, wo die Mikrometer Schraube andrückt mit einem
8 Plattchen Messing versehen. Es wurde mit hede (course flax) oder
9 grobem Flax um wickelt und diente in so fern zum Maasstabe
10 der Expansion der Basis die nun von Metall seyn konte, doch
11 muste nun gesorgt werden, daß jedes mal die Stange deren
12 ausdehnung gemessen werden solte sowohl als die Basis, einerley
13 Wärme hätten, daher ist bey Smeatons Pyrometer, die Basis
14 sowohl, als die zu messende Stange in demselben Wasser einge-
15 schlossen. Hat er nun einmal die Ausdehnung der Basis zwischen
16 2 Graden des Thermometers so kan, er ihn nachher bey Mes-
17 sungen immer abziehen oder addiren.216 Weil bey dem heißen
18 Maaß, wie er es nennt, (nemlich bey dem Kochenden Wasser)
19 doch während des Messens sich die höltzerne Stange verändern
20 könte, so nimmt er drey bis 4 mal das Maas, und sucht nun aus
21 den Intervallis das wahre, so wie Crawford. bey der Wärme der
22 Mischungen verfährt. – Werden diese Versuche einige mal wie-
23 derholt, so erhält man die Basis der Stange gnau genug um sie
24 hernach auf immer zu gebrauchen. Sie ist von Messing.
25 Nr. 31VIII E 6, 2r
26 2r§. 470.
27 Wedgewoods erste Abhandlung steht in dem LXXII Band der
28 Transact.217 In dem LXXIV. p. 358 steht wieder eine Abhand-
29 lung: An attempt to compare and connect the Thermometer for
30 strong Fire described. in Vol LXXII. with the common Mercurial
31 ones. By Mr Josiah Wedgwood.

Textkritischer Kommentar

168 2 
168 erg.
textkritik 220118
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168 4  Ein]
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745679 200798 4
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745683 200798 4
168 19  höltzerne]
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168 21 – 22  der2 … verfährt]
168für verfährt.
textkritik 220126
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Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

551 213 
551 Unter einem Pyrometer (wörtlich „Feuermesser“) versteht man heu­te ein „Gerät zur berührungslosen Messung der Temperatur eines Objekts aus der von ihm ausgesandten Strahlung“ (Brockhaus Naturwissenschaft 3, 2003, 1602), zu L.s Zeit jedoch ein Werkzeug, um „die Ausdehnungen verschiedener Metalle bey bekannten Graden der Wärme zu vergleichen“, (Gehler 3, 565) d. h. deren Längenausdehnungskoeffizienten zu bestimmen. Pyrometer, die zur Bestimmung hoher Temperaturen verwendet wurden, bezeichnen Gehler und andere zeitgenössische Autoren als Thermometer. Als „Erfinder“ des Pyrometers gilt Pieter van Musschenbroeck, der ein sol­ches, später von ihm noch verbesssertes „Pyrometron“ beschreibt und ab­bildet. (Vgl. Magalotti, Tentamina 2, 1731, 12 – 15 und Tab. XXX Fig. 1.) „Das Mussenbroekische, dessen sich Lichtenberg […] bediente,“ wird von Gamauf an Hand einer Zeichnung detailliert beschrieben. (Vgl. GamN, 416 und Fig. 1 auf Tab. 1 [nach Seite 554].) – Die Funktionsweise des von L. |
552 ausführlich gewürdigten Smeatonschen Pyrometers kann man sich an der nebenstehenden Abbildung klar machen (Smeaton, Description 1754, Tab. XXI.): Die Stange E F, deren Längenausdehnung gemessen werden soll, stößt mit ihrem einen Ende E gegen die Schraube G, mit dem anderen Ende F gegen den einarmigen Hebel HI, der sich um die Achse HL drehen kann und von der Feder O gegen die Stange E F gedrückt wird. P ist eine Hal­terung, die verhindern soll, daß der Hebel beim Herausnehmen der Stange umkippt. Für die Messung der Längenausdehnung wird das um die Achse I M drehbare T-Stück I M N R S – von Smeaton „Fühler“ genannt – mit der einen Hand am Handgriff RQ angefaßt und bis in die aus der Abb. ersicht­liche Lage hinabgelassen; mit der anderen Hand wird mittels des Handgriffs W die Mikrometerschraube T gedreht, bis sie sichtbar und hörbar mit der Spitze S des Fühlers zusammenstößt. Die Meßskala X zeigt die Umdre­hungen der Mikrometerschraube an; auf der Meßscheibe V die Teile der Meßskala. Für den hundertsten Teil der in 100 Teile geteilten Meßscheibe der Mikrometerschraube gibt Smeaton einen Wert von Bild im Text Zoll an. Für das eigentliche Experiment wird das Instrument in ein mit Wasser gefülltes und mit einem Thermometer versehenes Gefäß getaucht; durch die darunter stehenden Spiritusbrenner kann das Wasser bis zum Siedpunkt erhitzt wer­den.
anmerkung 220119
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552 214 
552 Smeaton schreibt darum: „It is therefore necessary, that, in the mak­ing use of an instrument of this kind, the materials, of which those parts are composed, upon which the measure depends, and which may be called the basis thereof, should be subject to no expansion or contraction during such trial, or that the expansion or contraction thereof should be capable of being known, and accounted for.” (Smeaton, Description 1753, 599.)
anmerkung 220121
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552 215 
552 „[…] a bar of strait-grain’d white deal, or cedar; which, it is well known, are much less expansible by heat than any metal hitherto dis­cover’d“, sagt Smeaton zur Begründung. (Smeaton, Description 1753, 602.)
anmerkung 220122
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552 216 
552 Smeaton setzt an Stelle des zu untersuchenden Metallstabes den Holzstab („the wooden bar“) und führt Messungen bei zwei verschiedenen Temperaturen durch, bestimmt also so die Ausdehnung der Apparatur, der „Basis“, d h., „The difference of degrees of the micrometer, corresponding to the difference of degrees of the thermometer, will express the expansion of the basis between those degrees of heat; that is, upon the supposition that the wooden bar was of the same length, at the time of taking the second measure, as at the first“. (Smeaton, Description 1753, 603.)
anmerkung 220123
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552 217 
552Das Prinzip von Wedgwoods Pyrometer beschreibt L. in einem Brief an Forster, der im ,Göttingischen Magazin‘ abgedruckt ist (Lichtenberg 1782, 313 – 315). L. gibt dort eine Passage aus einem Brief wieder, den er aus London erhalten hat. Die Royal Society, heißt es darin, habe „einen vortrefflichen Aufsatz von dem bekannten Hrn. Wedgwood erhalten. Er be­schreibt in demselben ein Thermometer für hohe Grade der Hitze von sei­ner eigenen Erfindung. Es gründet sich auf die Eigenschaft des Thons sich in der Hitze in Verhältniß der Intensität derselben zusammen zu ziehen. |
553Bild im Text[…] Aus diesem Thon verfertigt er in einem dazu eingerichteten Instrument Würfel, von gleicher Gröse, trocknet sie in mässiger Hitze, und bewahrt sie zum Gebrauch auf. Wenn er nun die Hitze eines Ofens bestimmen will, so legt er einen dieser Würfel hinein, und wartet bis er die Hitze desselben angenommen und sich also gehörig zusammengezogen hat. Da nun der Thon zugleich auch die Eigenschaft besitzt, sich durch plötzliche Erkältung nicht wieder auszudehnen, so steckt er den Würfel, so wie er aus dem Ofen genommen wird, sogleich in kaltes Wasser, und mißt alsdenn dessen Seite. Der Maaßstab, womit dieses geschieht, ist ein aus Messing verfertigter |
554 Canal (eine Nute) 2 Fuß lang mit auf dem Boden senkrechten aber allmählig gegen einander zu laufenden Seitenwänden. [Vgl. Wedgwood, Attempt 1784, Tab. XIV.] Diese Wände stehen an einem Ende einen halben Zoll, oder so weit von einander ab, als die Seite des Würfels beträgt, nachdem er in der Hitze des kochenden Wassers getrocknet worden, am andern aber nur Bild im Text Zoll. Die Eine Seite dieses Canals ist auswendig in 240 gleiche Theile getheilt, wodurch also jeder Theil Bild im Text Zoll groß wird. Soll nun die Hitze des Ofens bestimmt werden, so wird der in demselben ge­glühte und nachher abgelöschte Würfel in die Nute eingeschoben, und so lange fortgerückt bis er stockt, oder an die Stelle des Canals kömmt, die gleich so weit ist, als die Seite des nunmehr zusammengezogenen Würfels. Die ausserhalb stehende Zahl giebt alsdenn den Grad der Hitze. Hrn Wedg­wood’s 0 steht also da, wo Fahrenheits Siedepunkt steht.“ – Kästner ergänzt im ,Göttingischen Magazin‘ L.s Bericht durch „geometrische Erläu­terungen über Iosiah Wedgwood’s Thermometer“, und nennt am Ende seiner Überlegungen, was u. a. für den „sichern Gebrauch dieser Art von Thermometer“ vorausgesetzt werden muß: „daß mehrere Thonwürfel, von gleichen Aenderungen der Hitzen gleiche Verminderungen ihres Raumes leiden.“ (Kästner, Erläuterungen 1785, 51.)
anmerkung 220127
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Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 200798 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VIII E 6 ~ Bl. 1. 30420 4 168 2 1r siehe Gesamtregister.
0 200798 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VIII E 6 ~ Bl. 2. 30421 4 168 26 2r siehe Gesamtregister.
0 200798 Verweise ~ Kompendium ~ § 470. 23327 4 168 2 lichtenberg §. 470 siehe Gesamtregister.
0 200798 Verweise ~ Kompendium ~ § 470. 23327 4 168 26 lichtenberg §. 470 siehe Gesamtregister.
0 200798 Personenregister ~ Crawford, Adair ~ Wärmetheorie ~ Mischungsversuche. 23330 4 168 21 lichtenberg Crawford siehe Gesamtregister.
0 200798 745678 Verweise ~ Gamaufs Erinnerungen aus Lichtenbergs Vorlesungen ~ Experimentalphysik III ~ 8. 19477 4 551 213 GamN, 416 siehe Gesamtregister.
0 200798 745678 Personenregister ~ Gehler, Johann Samuel Traugott ~ Schriften ~ Physikalisches Wörterbuch (1787–1796) ~ Art. Pyrometer. 19476 4 551 213 Gehler 3, 565 siehe Gesamtregister.
0 200798 745686 Personenregister ~ Kästner, Abraham Gotthelf ~ Schriften ~ Geometrische Erläuterungen über Iosiah Wedgwood’s Thermometer (1785). 8682 4 554 217 Kästner, Erläuterungen 1785 siehe Gesamtregister.
0 200798 Sachregister ~ Pyrometer. 4073 4 168 3 lichtenberg wichtig Pyrometer siehe Gesamtregister.
0 200798 Sachregister ~ Pyrometer ~ zur Messung der Wärmeausdehnung ~ Smeatons. 23329 4 168 13 lichtenberg Smeatons Pyrometer siehe Gesamtregister.
0 200798 745686 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Schriften ~ Professor Lichtenberg an Herrn Prof. Georg Forster (1782). 8841 4 552 217 Lichtenberg 1782 siehe Gesamtregister.
0 200798 745678 Personenregister ~ Smeaton, John ~ Schriften ~ Description of a new pyrometer (1753–54). 9345 4 552 213 Smeaton, Description 1754 siehe Gesamtregister.
0 200798 745680 Personenregister ~ Smeaton, John ~ Schriften ~ Description of a new pyrometer (1753–54). 9345 4 552 214 Smeaton, Description 1753 siehe Gesamtregister.
0 200798 745681 Personenregister ~ Smeaton, John ~ Schriften ~ Description of a new pyrometer (1753–54). 9345 4 552 215 Smeaton, Description 1753 siehe Gesamtregister.
0 200798 745682 Personenregister ~ Smeaton, John ~ Schriften ~ Description of a new pyrometer (1753–54). 9345 4 552 216 Smeaton, Description 1753 siehe Gesamtregister.
0 200798 Personenregister ~ Smeaton, John ~ Pyrometer. 23328 4 168 5 lichtenberg Smeaton siehe Gesamtregister.
0 200798 745686 Sachregister ~ Royal Society for the Improvement of Natural Knowledge ~ Aufsätze, Briefe, Vorträge. 24507 4 552 217 Royal Society siehe Gesamtregister.
0 200798 Personenregister ~ Wedgwood, Josiah ~ Schriften ~ An attempt to make a thermometer for measuring the higher degrees of heat (1782). 9512 4 168 27-28 lichtenberg Wedgewoods erste Abhandlung steht in dem LXXII Band der Transact siehe Gesamtregister.
0 200798 Personenregister ~ Wedgwood, Josiah ~ Schriften ~ An attempt to compare and connect the thermometer for strong fire […] with the common mercurial ones (1784). 9514 4 168 28-31 lichtenberg In dem LXXIV . p. 358 steht wieder eine Abhand- lung: An attempt to compare and connect the Thermometer for strong Fire described. in Vol LXXII . with the common Mercurial ones. By M r Josiah Wedgwood siehe Gesamtregister.
0 200798 745678 Personenregister ~ Der Brockhaus Naturwissenschaft und Technik (2003). 8055 4 551 213 Brockhaus Naturwissenschaft 3, 2003 siehe Gesamtregister.
0 200798 745678 Personenregister ~ Magalotti, Lorenzo ~ Schriften ~ Saggi di naturali esperienze fatte nell’ Accademia del Cimento (1667 u.ö.) ~ Tentamina experimentorum naturalium captorum in Academia del Cimento (lat. hrsg. v. P. v. Musschenbroek 1731). 8874 4 551 213 Magalotti, Tentamina 2, 1731 siehe Gesamtregister.
20074052cefd0569b74070335914
20079952cefdee93e75666839737
20080052cefdef7495e688071821
1440501579260

Abbildungen

Digitalisate

0200798416800handschriftVNat_4VIII_E_05_003r.jpg3r VIII E 5, 3r
02007984168201handschriftVNat_4VIII_E_06_001r.jpg1r VIII E 6, 1r
020079841682601handschriftVNat_4VIII_E_06_002r.jpg2r VIII E 6, 2r
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