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§. 347.
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Aus diesen Betrachtungen erhellet
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auch, warum die Gegenstände
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durch ein vieleckichtes Glas oder
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durch ein Rautenglas (polyedrum)
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angesehen vervielfältiget erscheinen.
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Das Auge in E, 63 Fig. sehe durch
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das vieleckichte Glas DABC nach
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dem Gegenstande F, so wird es ihn
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in seiner wahren Gestalt, Lage und
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Größe ohngefähr in F erblicken,
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vermöge der Lichtstrahlen die auf
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AB fallen (§. 346.); aber weil noch
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auf die Flächen AD, BC andere
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Lichtstrahlen von dem Gegenstande
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F fallen, die nach E zu gebrochen
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werden, so glaubt das Auge den
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Gegenstand auch wirklich in G und
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H zu erblicken, und sieht ihn also
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so oft vervielfältigt, als wie groß die
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Anzahl der Flächen auf dem viel-
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eckichten Glase ist.
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Man kann auch Bilder zeichnen, die
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durch das Rautenglas angesehen ganz
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was anders darstellen, als man mit
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bloßen Augen darauf sieht.
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Anamorphoseos polyedricae construc-
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tionis methodus vera atque certa, no-
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tatis falsarum manuductionum pas-
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sim propositarum anomaliis opticis,
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ment. petrop. Tom. IV. pag. 202.
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286Brechen der Lichtstrahlen in
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gekrümmten Flächen.
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§. 348.
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Ein jeder, der das Gesetz der Bre-
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chung der Strahlen (§. 341.) kennt,
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und dabey auf die Verhältniß der
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Der Senckrechte Strahl
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geht zum Theil grade
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durch ungebrochen wie
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gewöhnlich, ein anderer
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Theil weicht von ihm um
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6° 40 in der Ebene ab die
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den Stumpfen Winckel
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halbirt, wenn anders der
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Strahl selbst in dieser
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Ebene liegt, sonst nach
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Newton, so daß er mit
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jenem parallel abweicht,
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und immer am Boden
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gleich viel. S. die Figur
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AB = ab, und einander