Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 17

Band 2 - Teil I - Einleitung in die Naturlehre

I. Einleitung in die Naturlehre. §. 1.
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1Messers. Steine mit einem Hammer zerschlagen oder Holzhacken
2ist keine Anatomie.
3Die Physiologie untersucht die Eigenschaften und Kräfte leben-
4der, organisirter Körper und handelt insbesondere von | der Natur7
5und Beschaffenheit des gesunden Körpers. Sie geht schon weiter
6als die Anatomie; denn sie räsonirt über die Absicht.
7So bleibt also für die eigentliche Physik weit weniger übrig. –
8Wir werden überall in der Natur Bewegung und Veränderung
9gewahr. Der Tropfen Wasser, der mir heute auf den Hut fällt, ist
10vielleicht noch gestern in der Südsee gewesen. Der Mond schwebt
11über unsern Köpfen dahin und fällt nie herab. Dieß muß also
12durch gewisse Kräfte, durchmachinas simplicesbewirkt werden.
13Die eigentliche Physik sucht also diesemachinas simplicesauf,
14betrachtet sowohl die allgemeinsten Eigenschaften der Körper
15z.B. Schwere; als auch solche, die ganzen Classen zukommen, z.B.
16elektrische, magnetische Materie – um dadurch die Erscheinun-
17gen in der Welt|maschine zu erklären. – Sie ist also ein Inbegriff8
18der Kenntnisse, von den allgemeinsten Eigenschaften der Körper
19überhaupt sowohl, als der besondern, um die Erscheinungen oder
20Veränderungen in der Weltmaschine zu erklären – die organischen
21ausgenommen.
22Allein wie unvollständig ist auch diese Definition! Weltma-
23schine – welch ein vielumfassendes Wort! Man glaube ja nicht,
24daß sich die eigentliche Physik nur mit dem Gang dieser Maschine
25beschäftige, und die Chemie etwa mit den Bestandtheilen des
26Räderwerks. Jedes Rad ist ja hier wieder eine Maschine, die
27man genau kennen muß. Nicht so wie etwa bey einer Uhr. –
28Dann macht ja die ganze Körperwelt etwas Ganzes aus. Wie
29man Einiges heraus|nimmt, so müssen Brüche entstehen. In der9
30Natur und vor Gott sind keine Kapitel. Diese haben nur die
31Menschen nöthig. Aber wie schwer sind diese zu machen! Wie
32fast unmöglich ist es bestimmte Gränzen zu ziehen! Zwischen
33dem Thierreich und dem Pflanzenreich soll z.B. nach Hedwig der
34einzige unterscheidende Charakter seyn, daß die Pflanzen alle Jahr
35ihre Zeugungstheile ablegen.
36Es bleibt daher immer verzeihlich, wenn man bey dem Vor-
37trage der speciellern Physik, zuweilen auch in etwas anderes hin-
38eingreift. Vorzüglich werden wir uns sehr oft in das Gebiet der
39Chemie verirren. Und wer wollte so sehr auf Etikette halten, daß
40er uns dieß übel nähme! Die allermeisten Erscheinungen in der
41Natur sind doch höchst wahrscheinlich lauter chemische Pro-

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 243567 Sachregister ~ Chemie ~ Überschneidung mit der Physik. 17145 2 17 23-27 Man glaube ja nicht, daß sich die eigentliche Physik nur mit dem Gang dieser Maschine beschäftige, und die Chemie etwa mit den Bestandtheilen des Räderwerks. Jedes Rad ist ja hier wieder eine Maschine, die man genau kennen muß. siehe Gesamtregister.
0 243567 Sachregister ~ Chemie ~ Überschneidung mit der Physik. 17145 2 17 38-41 1 Vorzüglich werden wir uns sehr oft in das Gebiet der Chemie verirren. Und wer wollte so sehr auf Etikette halten, daß er uns dieß übel nähme! Die allermeisten Erscheinungen in der Natur sind doch höchst wahrscheinlich lauter chemische Pro- siehe Gesamtregister.
0 243567 Personenregister ~ Hedwig, Johann ~ Schriften ~ Versuch zur Bestimmung eines genauen Unterschiedkennzeichens zwischen Tier und Pflanze (1784). 6962 2 17 33 kapitalis Hedwig siehe Gesamtregister.
0 243567 Sachregister ~ Mensch ~ macht Kapitel, wo vor Gott keine sind. 15899 2 17 29-31 In der 9 Natur und vor Gott sind keine Kapitel. Diese haben nur die Menschen nöthig. siehe Gesamtregister.
0 243567 Sachregister ~ Natur ~ Vergleich mit menschengemachten Maschinen. 17155 2 17 27 Nicht so wie etwa bey einer Uhr. siehe Gesamtregister.
0 243567 Sachregister ~ Physik ~ Definition. 17137 2 17 17-21 Sie ist also ein Inbegriff 8 der Kenntnisse, von den allgemeinsten Eigenschaften der Körper überhaupt sowohl, als der besondern, um die Erscheinungen oder Veränderungen in der Weltmaschine zu erklären – die organischen ausgenommen . siehe Gesamtregister.
0 243567 Sachregister ~ Physik ~ Überschneidung mit der Chemie. 17153 2 17 23-27 Man glaube ja nicht, daß sich die eigentliche Physik nur mit dem Gang dieser Maschine beschäftige, und die Chemie etwa mit den Bestandtheilen des Räderwerks. Jedes Rad ist ja hier wieder eine Maschine, die man genau kennen muß. siehe Gesamtregister.
0 243567 Sachregister ~ Wissenschaften ~ Grenzziehung. 16919 2 17 31-32 Wie fast unmöglich ist es bestimmte Gränzen zu ziehen! siehe Gesamtregister.
0 243567 Sachregister ~ Physiologie ~ Definition. 17088 2 17 3 Physiologie siehe Gesamtregister.
0 243567 Sachregister ~ Weltmaschine. 17090 2 17 17 Welt | maschine siehe Gesamtregister.
0 243567 Sachregister ~ Weltmaschine. 17090 2 17 22-23 Weltma- schine siehe Gesamtregister.
0 243567 Sachregister ~ machinae simplices. 18411 2 17 12-13 machinas simplices machinas simplices siehe Gesamtregister.

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