Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 106

Band 2 - Teil I - Statik und Mechanik

Erstes Bändchen.
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1entstand ein unpalpabler Staub, Kügelchen und Splitter. Aus dem
2Staub wurde die Sonne, die Fixsterne und das Licht, aus den
3Kügelchen der Aether, und aus den Splittern die Erde und ähn-
4liches Zeug. – Dieß Alles bildete sich durch eine Wirbelbewegung
5aller einzelnen Theile. – Aber diese Wirbelbewegung der Kügel-
6chen, aus welchen der Aether ward, dauert noch immer fort, und
7bewirkt die Bewegung der Planeten, und den Fall der Körper
8gegen die Erde. Der Wirbel einer feinen Materie, der um die
9Erdkugel | nach der Richtung des Aequators vom Abend nach259
10Morgen herumgeht, treibt die Körper gegen den Mittelpunkt der
11Erde nieder.
12Es ist wahr, wenn man im Centro einer Schwungscheibe an
13einem Stift einen Faden befestiget, denselben durch das Loch
14einer Billardkugel gehen läßt, ihn wieder an der Peripherie der
15Scheibe, in der nämlichen Höhe, wie am Centro, auf irgend eine
16Art befestigt (so daß also der Faden ausgespannt und parallel mit
17der Scheibe bleibt) und nun den Schwungtisch in Bewegung setzt,
18so läuft die Kugel dem Centro zu. Aber hängen dann die Körper,
19die auf die Erde fallen, auch an solchen Fäden?
20Da man unter andern Cartesius auch den gegründeten Vor-
21wurf machte, daß nach seiner Theorie die Körper senkrecht auf
22die Erdaxe fallen müßten, so nahm sich | Huyghens der Sache260
23an, und wollte die Cartesische Theorie dadurch verbessern, daß
24er zwey Wirbel annahm. Allein jede kreisförmige Bewegung setzt
25eine Centripetalkraft voraus. Also wird in seiner Hypothese etwas
26angenommen, was erst erklärt werden sollte. Bülfinger voll-
27ends, dachte die Sache dadurch erklären zu können, wenn er
28annehme, die feine Materie bewege sich nicht nur um zwey auf
29einander senkrecht stehende Axen zugleich, sondern mache noch
30überdieß um jede dieser Axen zwey einander entgegen gesetzte
31Umläufe. Er nahm also gar vier besondere Wirbel an – und erhielt
32damit den Preis.
33Doch man nehme Wirbel an, so viel man will, so wird die
34Erfahrung: daß die Pendeln gegen Berge schwerer sind: sich nim-
35mermehr daraus erklären lassen. Bouguer fand im | Jahre 1735261
36beym Chimborasso in Peru, einen Abweichungswinkel von 8 Se-
37kunden, und war der erste, der die anziehende Kraft der Berge
38bemerkte. Der Chimborasso ist 3217 Toisen, also noch keine
39deutsche Meile hoch. Sein Umfang ist 7400 Millionen Mahl klei-
40ner, als der der Erde. Seinem Mittelpunkt der Schwere konnte man
41auf 1800 Toisen nahe kommen, folglich 1900 Mahl näher, als dem

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 243656 Personenregister ~ Bilfinger, Georg Bernhard ~ Wirbeltheorie. 5741 2 106 26 kapitalis Bülfinger siehe Gesamtregister.
0 243656 Personenregister ~ Bouguer, Pierre ~ Längengradexpedition ~ anziehende Kraft der Berge. 18992 2 106 35 kapitalis Bouguer siehe Gesamtregister.
0 243656 Personenregister ~ Descartes, Réné ~ Wirbeltheorie ~ Schwere. 18991 2 106 20 kapitalis Cartesius siehe Gesamtregister.
0 243656 Personenregister ~ Descartes, Réné ~ Wirbeltheorie ~ Schwere. 18991 2 106 23 kapitalis Cartesische siehe Gesamtregister.
0 243656 Personenregister ~ Huygens, Christiaan ~ Wirbeltheorie. 5740 2 106 22 kapitalis Huygens siehe Gesamtregister.
0 243656 Sachregister ~ Pendel ~ Auslenkung an Bergen. 18993 2 106 34 Pendeln siehe Gesamtregister.
0 243656 Sachregister ~ Schwere ~ Ursache ~ Wirbelhypothese. 4306 2 106 1-32 1 entstand ein unpalpabler Staub, Kügelchen und Splitter . Aus dem Staub wurde die Sonne, die Fixsterne und das Licht, aus den Kügelchen der Aether, und aus den Splittern die Erde und ähn- liches Zeug. – Dieß Alles bildete sich durch eine Wirbelbewegung aller einzelnen Theile. – Aber diese Wirbelbewegung der Kügel- chen, aus welchen der Aether ward, dauert noch immer fort, und bewirkt die Bewegung der Planeten, und den Fall der Körper gegen die Erde. Der Wirbel einer feinen Materie, der um die Erdkugel | nach der Richtung des Aequators vom Abend nach 259 Morgen herumgeht, treibt die Körper gegen den Mittelpunkt der Erde nieder. Es ist wahr, wenn man im Centro einer Schwungscheibe an einem Stift einen Faden befestiget, denselben durch das Loch einer Billardkugel gehen läßt, ihn wieder an der Peripherie der Scheibe, in der nämlichen Höhe, wie am Centro, auf irgend eine Art befestigt (so daß also der Faden ausgespannt und parallel mit der Scheibe bleibt) und nun den Schwungtisch in Bewegung setzt, so läuft die Kugel dem Centro zu. Aber hängen dann die Körper, die auf die Erde fallen, auch an solchen Fäden? Da man unter andern Cartesius auch den gegründeten Vor- wurf machte, daß nach seiner Theorie die Körper senkrecht auf die Erdaxe fallen müßten, so nahm sich | Huyghens der Sache 260 an, und wollte die Cartesische Theorie dadurch verbessern, daß er zwey Wirbel annahm. Allein jede kreisförmige Bewegung setzt eine Centripetalkraft voraus. Also wird in seiner Hypothese etwas angenommen, was erst erklärt werden sollte. Bülfinger voll- ends, dachte die Sache dadurch erklären zu können, wenn er annehme, die feine Materie bewege sich nicht nur um zwey auf einander senkrecht stehende Axen zugleich, sondern mache noch überdieß um jede dieser Axen zwey einander entgegen gesetzte Umläufe. Er nahm also gar vier besondere Wirbel an – und erhielt damit den Preis. siehe Gesamtregister.
0 243656 Sachregister ~ Welt ~ Entstehung ~ nach Descartes. 15553 2 106 1-5 1 entstand ein unpalpabler Staub, Kügelchen und Splitter . Aus dem Staub wurde die Sonne, die Fixsterne und das Licht, aus den Kügelchen der Aether, und aus den Splittern die Erde und ähn- liches Zeug. – Dieß Alles bildete sich durch eine Wirbelbewegung aller einzelnen Theile. siehe Gesamtregister.
0 243656 Sachregister ~ Versuche (Mechanik) ~ Schwere ~ Schwungmaschine. 19213 2 106 12-18 Es ist wahr, wenn man im Centro einer Schwungscheibe an einem Stift einen Faden befestiget, denselben durch das Loch einer Billardkugel gehen läßt, ihn wieder an der Peripherie der Scheibe, in der nämlichen Höhe, wie am Centro, auf irgend eine Art befestigt (so daß also der Faden ausgespannt und parallel mit der Scheibe bleibt) und nun den Schwungtisch in Bewegung setzt, so läuft die Kugel dem Centro zu. siehe Gesamtregister.
0 243656 Sachregister ~ Chimborazo ~ Höhe. 2228 2 106 38-39 Der Chimborasso ist 3217 Toisen, also noch keine deutsche Meile hoch. siehe Gesamtregister.
0 243656 Sachregister ~ Chimborazo ~ Anziehungskraftmessung. 5746 2 106 35-41 1 Bouguer fand im | Jahre 1735 261 beym Chimborasso in Peru, einen Abweichungswinkel von 8 Se- kunden, und war der erste, der die anziehende Kraft der Berge bemerkte. Der Chimborasso ist 3217 Toisen, also noch keine deutsche Meile hoch. Sein Umfang ist 7400 Millionen Mahl klei- ner, als der der Erde. Seinem Mittelpunkt der Schwere konnte man auf 1800 Toisen nahe kommen, folglich 1900 Mahl näher, als dem siehe Gesamtregister.
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